Die Sommermonate stehen bei der Caritas jedes Jahr im Zeichen des Kampfes gegen den Hunger. 733 Millionen Menschen weltweit hungern. Fast jede*r Dritte - etwa 28,9 Prozent der Weltbevölkerung hat keinen sicheren Zugang zu Nahrung. Tendenz steigend. Neben Armut und bewaffneten Konflikten sind vor allem die Klimakrise und ihre katastrophalen Auswirkungen ein Hauptgrund für den globalen Hunger. Verheerende Überschwemmungen, Dürren oder Stürme vernichten zunehmend die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen. Außerdem sehen sich Hilfsorganisationen weltweit mit der Problematik konfrontiert, dass die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit deutlich gekürzt werden – auch Österreich fährt die Unterstützung zurück. Mit verheerenden Folgen. Darauf weisen Caritas-Direktorin Mag.a Elisabeth Rathgeb, Bischof Hermann Glettler und MMag.a Julia Stabentheiner, Leiterin der Caritas Auslandshilfe, im Rahmen einer Pressekonferenz hin. Außerdem richten sie einen dringenden Hilferuf an die Tiroler Bevölkerung: „Wir dürfen nicht wegschauen – jetzt ist es Zeit zu handeln.“
Konkrete Zahlen erschüttern
“Weltweit sind im Jahr 2025 rund 300 Millionen Menschen dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Bereits Ende 2024 wurde priorisiert: Der Fokus liegt auf knapp 180 Millionen besonders gefährdeten Menschen in 70 Ländern. Um sie zu erreichen, wären 44,7 Milliarden US-Dollar erforderlich – doch zur Jahresmitte standen weniger als 13 Prozent dieser Summe zur Verfügung,“ gibt Rathgeb einen Einblick in die aktuelle Lage und ergänzt: „Wenn wir bei der internationalen Entwicklungshilfe kürzen, dann kürzen wir nicht bei Zahlen – wir kürzen bei Menschenleben. Entwicklungshilfe bedeutet Zugang zu Nahrung, Wasser, Bildung und medizinischer Versorgung. Wer jetzt spart, lässt die Schwächsten den höchsten Preis zahlen – jene, die nichts zum Klimawandel beigetragen haben und keine Verantwortung für globale Konflikte tragen. Wir als Caritas sehen uns nach wie vor in der Verantwortung, Menschen in Not zur Seite zu stehen: Mit Nothilfe, langfristigen Projekten und der klaren Botschaft, dass niemand vergessen wird.“
Österreich kürzt das Budget für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe bis 2026 um 32 Prozent. Gleichzeitig bekennt die Österreichische Bundesregierung sich dazu, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit bereitzustellen. Dazu erklärt die Caritas-Direktorin: „Dabei handelt es sich um ein starkes Ziel – der Weg dorthin fehlt allerdings. Derzeit liegt Österreich bei rund 0,3 Prozent und kürzt weiter. Von einer Anhebung kann keine Rede sein“, warnt sie.
Spenden für Mali und Burkina Faso
Mit Spenden aus Tirol können in Mali und Burkina Faso ganz konkrete Projekte umgesetzt werden: Die Caritas unterstützt den Bau und die Instandsetzung von Brunnen, damit Familien Zugang zu sauberem Wasser erhalten. Ebenso werden Schulprojekte gefördert, damit Kinder unterrichtet werden können – auch in Krisenregionen. Zudem ermöglicht die Caritas landwirtschaftliche Schulungen und Saatgutverteilungen, um langfristig Ernährungssicherheit zu schaffen. Gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen vor Ort unterstützt sie gezielt Programme, die Kleinbäuerinnen und -bauern dabei helfen, sich an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen und ihre Ernten zu sichern. Dazu gehören der Anbau dürreresistenter Pflanzen, wassersparende Bewässerungssysteme, Aufforstungsmaßnahmen zur Vorbeugung von Bodenerosion, der Einsatz von Energiesparöfen und zahlreiche weitere Initiativen. In Gesundheitszentren wird medizinische Grundversorgung bereitgestellt, insbesondere für Mütter und Kinder. Alle Projekte entstehen in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen und orientieren sich an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort.
Ein Programm, das vor allem Frauen in Westafrika stärken soll, trägt den Namen „SAGES“. Es wird von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ADA) gefördert und von der Caritas umgesetzt. Es zielt darauf ab, Frauen vor Ort in der Landwirtschaft eine stärkere Stimme und erhöhte Ernährungssicherheit zu geben. Sie erhalten Unterstützung beim Zugang zu Land, landwirtschaftlichen Betriebsmitteln und Märkten. Strukturen werden geschaffen (wie z.B. Brunnen, Getreidemühlen, verbesserte Brennöfen, etc.), die den Zeitaufwand von Frauen für unbezahlte Tätigkeiten reduzieren und ihr tägliches Leben erleichtern.
Spendenaktion – am 25. Juli mit Glockengeläut unterstützt
Am 25. Juli setzt die Kirche ein hörbares Zeichen gegen Hunger: Österreichweit werden auch heuer wieder an diesem Tag um 15:00 Uhr die Kirchenglocken fünf Minuten lang läuten, um auf die Situation von Millionen hungernder Menschen aufmerksam zu machen. Am 15. August findet im Rahmen der Gottesdienste in allen Pfarren die jährliche Kirchensammlung der Caritas für die Menschen in Mali und Burkina Faso statt.