Caritasdirektor Franz Küberl präsentiert ein Fünf-Punkte-Programm zur aktuellen Pflegedebatte
Caritas-Präsident Franz Küberl kann dem jüngsten Vorschlag, die Übergangsfristen für Pflegekräfte aus Osteuropa aufzuheben einiges abgewinnen: "Das ist ein wichtiger Teil im Puzzle", betonte er anlässlich des heute, Freitag, stattfindenden Sozialpartnergesprächs zu diesem Thema.
Das allein werde freilich nicht reichen, betont Küberl: "Die Pflege und Betreuung in Österreich muss dringend auf ein tragfähiges Fundament gestellt werden. Vor allem fünf Säulen seien nötig, um eine qualitätsvolle und leistbare Pflege sicherzustellen", so der Caritas-Präsident.
1. Verborgene Talente nutzen
Küberl: "Der berufliche Umstieg von vielen Menschen, die Kinder großgezogen und/oder Angehörige gepflegt haben und damit ein hohes Maß an Erfahrung und Motivation für den Pflegeberuf mitbrächten, scheitert derzeit immer wieder an der fehlenden, existenziellen Absicherung während der Ausbildung." Die Unterstützung beim Umstieg wäre ein wichtiger Beitrag, "um den Graubereich in der Pflege aufzuhellen", so Küberl.
2. Pflegelastenausgleichsfonds schaffen
Als "Ausweg aus dem Kompetenzdschungel bei der Finanzierung" sieht Küberl die Bildung eines Pflegelastenausgleichsfonds. Dieser solle allerdings nicht, wie der Familienlastenausgleichsfonds über eine Erhöhung der Arbeitskosten sondern etwa durch Anteile der Krankenversicherung, Beiträge des Bundes und der Länder sowie "einer noch zu schaffenden Steuer auf Vermögenserträge" erfolgen und neben Geld- auch Sachleistungen (etwa Ersatzpflege im Krankheitsfall) finanzieren.
3. Pflegenden Angehörigen den Rücken stärken
Vier von fünf Betroffenen werden von ihren Verwandten gepflegt. Die pflegenden Angehörigen stellen damit den größten Pflegedienst Österreichs. Küberl: "Ohne entsprechende Unterstützung laufen sie aber Gefahr, selbst zum Pflegefall zu werden. Wir fordern einen Rechtsanspruch für Entlastungsangebote, etwa Beratung, und Ersatzpflege im Urlaubs- und Krankheitsfall."
4. Familienhilfe neu entdecken
Die Familienhilfe ist die älteste Form des mobilen Dienstes und sie ist ganz klar ein Baustein zur Lösung des Pflegeproblems. Küberl: "Die Familienhilfe muss wesentlich besser gefördert und für den Einsatz in Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen neu entdeckt werden." Denn: "Sie ist das missing link zwischen den klassischen mobilen Diensten und der rund um die Uhr Betreuung, weil sie viele Dienste in einer Hand vereinigt, nämlich Haushaltsführung, Gestaltung der Tagesstruktur, Begleitung, Betreuung und Pflege."
5. Innovationspool gründen
Gleichzeitig sei es freilich auch nötig, über den Tellerrand zu schauen und neue Wege zu entdecken, ist der Caritas-Präsident überzeugt: "Wir brauchen neben den herkömmlichen und bestehenden Betreuungsformen und Pflegeinstitutionen auch einen Pool an Mitteln, mit dem innovative Wege erprobt werden können. Die Konzepte in den Schubladen gehören heraus. Mit der Beschäftigungsoffensive, in Schilling-Zeiten 'Behindertenmilliarde', ist dies für den Behindertenbereich gelungen."