Start der Caritas-Kampagne 'ÖsterReich hilft ÖsterArm' in der Steiermark: Die Caritas bittet traditionell rund um den Elisabeth-Sonntag, dem Namenstag der Caritas-Schutzpatronin, um Spenden.
Caritasdirektor Franz Küberl präsentierte im Rahmen der Auftakts-Pressekonferenz zur Inlandskampagne "Armut muss kein Schicksal sein – ÖsterReich hilft ÖsterArm" die Armutszahlen aus dem aktuellen Bericht des Bundesministeriums für Soziales und Generationen, laut Küberl "dem am diskretesten veröffentlichten Bericht, den die Regierung in fünf Jahren publiziert hat." Wenn man die Zahlen aus dem aktuellen Bericht auf die Steiermark umlegt, dann gibt es in unserem Bundesland derzeit rund 67.600 Menschen, die als akut arm gelten. 16.600 unter ihnen sind Kinder und Jugendliche. Das Alarmierende aus der Sicht der Caritas sei, dass diese Zahlen im Vergleich zum letzten Bericht zwei Jahre zuvor etwa um die Hälfte gestiegen sind.
Küberl: "Die Ärmsten in dieser Situation sind zweifellos die Kinder. Sie bekommen die finanzielle Not in der Familie zwar oft nicht direkt mit, aber sie leiden an den Folgewirkungen." Kinder in akuter Armut sind zudem häufig gesundheitlich gefährdet, weil sie sehr oft in feuchten Wohnungen leben müssen, die außerdem zu klein sind. Asthmatische Beschwerden, Rückenprobleme, Nervosität sind Beispiele möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen. Küberl: "Es gilt: Arme Kinder von heute sind oft die chronisch Kranken von morgen." Leider sei auch Bildung nach wie vor ein starkes soziales Auswahlkriterium. Die Benachteiligung bei der Ausbildung werde häufig von Generation zu Generation weiter gereicht, nach wie vor bestehe ein großer Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand der Eltern und den Karrieren der Kinder.
Dass die Schere zwischen Arm und Reich definitiv weiter auseinander gehe, decke sich auch mit der Wahrnehmung der Caritas. Küberl: "Wir spüren diesen verstärkten Druck in unserer Sozialberatungs-Einrichtungen: bei der Zahl der Ansuchen verzeichnen wir seit Jahren enorme Steigerungen – der Zuwachs lag in den letzten drei Jahren jeweils jenseits der 10 Prozent, heuer gehen wir von einer Steigerung um etwa 15 Prozent aus." Auffallend dabei sei, dass die Zahl der Ansuchen, die sich auf materielle Probleme von Eltern mit Schulkindern bezogen, mit 30 Prozent noch wesentlich stärker anstieg, als der allgemeine Trend.
Laut Küberl erlebe die Caritas diese Steigerungen auch bei vielen ihrer Basisdienste. "Das Nächtigungsplus in unseren Notschlafstellen scheint nur nie in einer Tourismusstatistik auf." So gab es in der Grazer Arche 38 von Jahresbeginn bis Ende September bereits rund 9.400 und im Ressidorf im gleichen Zeitraum etwa 4.000 Nächtigungen. Küberl: "Die Caritas war bereit, ist bereit und wird bereit sein, mitzuwirken, dass möglichst wenig Menschen in Armutssituationen geraten. Daher bitten wir die Menschen in der Steiermark heute um Mithilfe, damit unsere Hilfe wirksam wird."
Weiters betonte der Caritasdirektor unmissverständlich, dass die Armutsbekämpfung vorrangig ein politisches Anliegen sein muss. Der Staat könne in seiner wichtigen Rolle bei der Armutsbekämpfung nicht aus der Verantwortung genommen werden. Als wesentliche Anknüpfungspunkte einer Politik der Armutsbekämpfung nannte Küberl die Schaffung von Erwerbsarbeit als beste Form der Absicherung gegenüber der Armut, die Totalreform der Sozialhilfe in der derzeitigen Form (Schaffung einer Existenzsicherung, für jene, für die Erwerbsarbeit nicht erreichbar ist), das Wiederentdecken des sozialen Wohnbaus und die Verbesserung der Chancengerechtigkeit durch das Bildungssystem.
Caritas Spendenkonto: PSK 7.925.700, Kennwort "Inlandshilfe"
PS: Die Caritas-Inlandskampagne wird begleitet von einer Aktionswoche. Am 9. Nov. stellt sich von 11.00 bis 16.00 Uhr am Eisernen Tor in Graz die Initiative www.youngcaritas.at vor, in deren Rahmen sich SchülerInnen mit dem Foto-Wettbewerb "NOTAufnahmen" mit dem Thema "Armut" auseinander gesetzte haben. Den Abschluss dieser Aktion bildet ein Konzert am Donnerstag ab 20:30 Uhr im Grazer ppc (mit The Rising Girl, The Crooners, Quäletuppies und Scarabäusdream).