Caritas startet Integrationsprojekt „brunnenpassage“

Neue Wege beim Thema Integration beschreitet die Caritas der Erzdiözese Wien mit der Eröffnung ihrer neuen Einrichtung brunnenpassage mitten im Herzen Ottakrings auf dem Yppenplatz am 19. Juni 2007. „Integration wird allzu oft nur unter dem Sicherheitsaspekt betrachtet“, so Caritasdirektor Michael Landau. „Wir wollen zeigen, dass es darum geht, Integration gemeinsam zu leben. Und dass Integration dann auch gelingt!“

Schon vor der offiziellen Eröffnung wurde die brunnenpassage als Ort gelebter Integration genutzt: für die ersten Proben für das Projekt „Tanz die Toleranz“, mit dem mehr als 200 Kinder und Jugendliche - junge unbegleitete Flüchtlinge, Sacre Coeur SchülerInnen, Jugendliche mit Migrationshintergrund aus Ottakring - unter der Choreografie von Royston Maldoom die Wiener Festwochen eröffnet haben. "Kunst überschreitet Sprachbarrieren und lässt Kommunikation, Verständnis und Respekt zwischen den Menschen unterschiedlichster Herkunft entstehen“, so Maldoom, dem es auch um die Nachhaltigkeit des Projekts ging.

Ein Wunsch, den die Caritas mit dem KulturSozialRaum brunnenpassage gern erfüllt: „Wir wollten ein integrationspolitisches Zeichen setzen“, so der Initiator des Projekts innerhalb der Caritas, Werner Binnenstein-Bachstein, „an einem Ort wo Vielfalt, Buntheit, Verschiedenheit, unterschiedliche Kulturen, Religionen bereits zu Hause sind. Wir wollen eben hier einen Raum zur Verfügung stellen, wo kulturelle Begegnung, Berührungspunkte möglich sind.“

Zusammenleben gestalten

Die Gestaltung des Zusammenlebens sei ihr ein ganz zentrales Anliegen, betonte Wiens Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger. Dabei gelte es schon bei den Kindern und Jugendlichen anzusetzen. Tanz die Toleranz verbinde für sie in höchst innovativer Form Bildung im umfassenden Sinn mit jugendgerechten kulturellen Aktivitäten, freut sich die Wiener Integrationsstadträtin über dieses Projekt, das auch von der MA 17 (Integrations- und Diversitätsangelegenheiten) unterstützt wird.

Frauenberger: “Wien ist, was die Förderung des Zusammenlebens betrifft, mit einer Reihe von Projekten bereits sehr initiativ. Denn eines ist klar: Zusammenleben kann nicht verordnet werden, es braucht dafür vielmehr Initialzündungen, Begleitung und Unterstützung. Getragen werden muss es aber von den Menschen selbst. So kann eine stabile Brücke zum  „Miteinander“ gebaut werden. Das Projekt „brunnenpassage“ ist ein Musterbeispiel dafür.“    

Ein Fan des Projekts ist auch der Unternehmer Hans Staud, Anrainer und Pressesprecher des Brunnenmarktes: „Der Brunnenmarkt ist seit 58 Jahren meine Heimat. Durch dieses Projekt wird er wieder, was er einmal war: ein Gesamtkunstwerk“, so Staud stolz. „Es gibt für mich zwei Sprachen: Musik und Tanz. Und wie verbindend Musik und Tanz sind, das wurde bei der Eröffnung der Wiener Festwochen mit dem tollen Projekt Tanz die Toleranz deutlich. Für mich seid ihr, die Caritas und dieses Projekt, eine Aufwertung für das Grätzl!“

Angebote im Sommer und Herbst

• Für den Sommer ist eine zweiwöchige Sommertanzwerkstatt für 60 TeilnehmerInnen geplant - mit dem künstlerischen Assistenten von Royston Maldoom und unterstützt von den österreichischen Assistentinnen.
• Im Rahmen der Sommertanzwochen wird es einen speziellen Workshop - mit niederschwelligem Zugang - unter dem Titel TANZ DIE TOLERANZ geben.
• SATURDANCE ist der Name der offenen Tanzgruppe – ein Angebot für alle, die im Herbst jeden Samstag in Buntheit und Vielfalt tanzen wollen.
• „think tank“ brunnenpassage: jeden ersten Mittwoch im Monat abends ab 19 Uhr zur Reflexion, Kreation, Diskussion.
• Piknik: jeden ersten Sonntag im Monat von 10 bis 13 Uhr Brunch-Pikinik. Frühstück selbst mitbringen, Getränke und Geschirr vorhanden!

Was heißt hier Integration?

Integration ist ein wechselseitiger Prozess, bei dem alle Beteiligten Schritte aufeinander zugehen müssen. Integration meint, AusländerInnen gleichen Zugang zu Bildung zu gewährleisten, sie an den sozialen Errungenschaften teilhaben zu lassen und sie politisch einzubinden, etwa durch ein verbrieftes Wahlrecht. „Ebenso kann und muss auch von MigrantInnen etwas verlangt werden: Grundrechte wie Religionsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit, der Respekt zwischen den Geschlechtern, all das muss auch sie verpflichten. Es geht um das Einhalten einer `gemeinsamen Hausordnung´, „ so Landau. „Die Grundhaltung des Miteinanders, der gleichen Würde des und jedes Menschen ist hier bestimmend. Oder als Christ gesagt: Es gibt nur ein Maß, die Maßeinheit Mensch“, betont der Caritasdirektor. Die heute von der Caritas präsentierte Broschüre „Unfrei_willig ausgegrenzt – angekommen, aber nicht aufgenommen“ beschäftigt sich differenziert mit diesem Thema.
Landau: „Ich bin überzeugt: Integration ist möglich, und gelungene Integration ist für alle Beteiligten ein Gewinn.“

Brunnenpassage, Brunnenmarkt/Yppenplatz, 1160 Wien
Tel. 01/890 60 41, www.brunnenpassage.at

Rückfragehinweis: Mag.a Doris Becker, Pressesprecherin Caritas der Erzdiözese Wien, 
Tel.: (01) 87812 - 221