Landau zu Pflege: „Gesamtkonzept steht weiter aus"

Chaos und Verwirrung konstatiert Caritasdirektor Michael Landau der Bundesregierung in Sachen Pflege: „Heute so, morgen anders. Die Betroffenen haben die Streitereien und die Ungewissheit satt!“ stellt Landau klar. Betreuungsbedürftige Menschen und ihre Angehörigen wollen eine praktikable Lösung, einfach, flexibel, lebensnah und finanzierbar. Landau: „Wir brauchen ein Gesamtkonzept! Die 24-Stunden-Betreuung ist hier nur ein Mosaikstein innerhalb des tatsächlichen Bedarfs.“

Ein Jahr lang hätte die Regierung seit ihrem Antritt Zeit gehabt, eine Lösung in Sachen Betreuung und Pflege zu finden. „Und ich spreche hier von einem Gesamtkonzept, mit einheitlichen Qualitäts-, Versorgungs- und Finanzierungsstandards österreichweit“, so Landau. Doch statt sich zuerst um eine Bedarfsanalyse zu bemühen, dann Modelle zu entwickeln und in einem dritten Schritt die Finanzierung zu sichern und Prioritäten zu setzen, drehte sich alles um Geldfragen. „Das Pferd wurde von hinten aufgezäumt“, sagt der Caritasdirektor. Von einem Gesamtkonzept sei man weiter entfernt als zuvor, gerade einmal die 24-Stunden-Betreuung sei angegangen worden und auch hier gäbe es Lücken. „Tatsächlich brauchen die Menschen flexible Angebote, zum Beispiel nur fünf, sechs Stunden Betreuung pro Tag oder auch nur nachts – aber dafür gibt es derzeit keinerlei Förderung und leisten kann sich das kaum jemand“, kritisiert Landau.

Weitere Kritikpunkte der Caritas: Förderungen gäbe es überhaupt erst ab Pflegestufe 3, weshalb viele Demenzkranke, die niedriger eingestuft sind, keine Förderung erhielten. Absurd auch, dass die 24-Stunden-Betreuungskräfte keinerlei pflegerische Tätigkeit ausüben dürften. „Da ist schon das Waschen des Gesichts ein Problem!“ gibt Landau ein Beispiel. „Hier ist die Gesundheitsministerin gefordert!“ Seine Einschätzung: „Das bestehende Gesetz ist extrem realitätsfern. Daran ändert auch eine Umbenennung der Amnestieregelung in Pardonierung rein gar nichts. Die Lösung einer Frage, die die Mehrzahl der Menschen in Österreich bewegt und betrifft, wird nur weiter auf die lange Bank geschoben. Mit `Schwamm drüber´ ist es nicht getan!“

Die Vorschläge der Caritas: „Alle Beteiligten – Bund, Länder, Gemeinden, Sozialversicherungsträger - rasch an einen Tisch, Entwicklung eines Gesamtkonzepts und das Bekenntnis zu einer solidarischen Finanzierung. Wir schlagen hier einen Pflegelastenausgleichsfonds vor, damit man nicht gleichzeitig zum Sozialfall wird, wenn man Betreuung und Pflege braucht.“

Mag.a Doris Becker, Pressesprecherin Caritas der Erzdiözese Wien,    Tel. 01 / 87812 - 221 od. 0664/8482618