Am vergangenen Freitag lud die Auslandshilfe der Caritas in Oberösterreich zu einer Diskussionsveranstaltung im Alten Rathaus in Linz. Am Rednerpult sprach zum einen Dr. Andras Marton, Caritasdirektor der Diözese Alba lulia in Rumänien und zum anderen Dr. Gerhard Roiss, Gerneraldirektor-Stellvertreter der OMV. Beide Redner informierten über ihre Arbeit in Rumänien, die soziale und wirtschaftliche Lage des Landes.
Viel Prominenz war bei der Veranstaltung auch im Publikum vertreten: Mit dabei waren neben vielen anderen Alt-Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck mit Gattin Anneliese, Raiffeisen-Generaldirektor Dr. Ludwig Scharinger, Rot-Kreuz-Präsident Leopold Pallwein-Prettner und ORF-Landesdirektor Dr. Helmut Obermayr. Nach einleitenden Worten von Caritas-Direktor Mathias Mühlberger und Moderatorin Dr.in Christine Haiden referierten Andras Marton und Gerhard Roiss über ihre Arbeit in Rumänien. Dr. Roiss strich in seinen Ausführungen heraus, dass Rumänien eine gute Zukunft bevorstünde und dass das Land mit Hilfe europäischer Unterstützung gute Chancen hätte sich weiterzuentwickeln. OMV Rumänien ist seit 1998 als Tochterunternehmen der OMV am Markt aktiv. Mit der Übernahme der Aktienmehrheit am rumänischen Mineralölkonzern Petrom im Jahre 2004 entstand der größte Öl- und Erdgaskonzern Mitteleuropas.
„Europa braucht vor allem menschliche Beziehungen“
Andras Marton betonte in seinem Statement, dass Almosen nicht gut seien für die Bevölkerung, da hier große Abhängigkeiten entstünden und Sachspenden meist nicht gerecht verteilt werden können. „Wir müssen den Menschen nahe kommen“, sei die Devise der Caritasarbeit, mit der es einerseits gelinge, die Nöte und Bedürfnisse der Menschen unmittelbar wahrzunehmen und andererseits auch regionale öffentliche Stellen als Partner zu gewinnen. Inzwischen blickt er stolz auf 529 MitarbeiterInnen und betont, dass nun schon vieles der laufenden Arbeit mit öffentlichen Geldern finanziert werden könne. Die Caritas ist mittlerweile eine der größten Sozialorganisationen in Rumänien. Er bedankte sich auch für die Unterstützung der Caritas in Oberösterreich, die Partnerorganisation der Caritas Alba Iulia ist: „Nach den Jahren der totalitären Regierung mangelt es bei uns in vielen Dingen an Vertrauen. Über das Vertrauen, das ihr uns geschenkt hat, konnten wir wachsen.“ Sein Befund zur Zukunft Rumäniens: „Ökonomie ist wichtig, aber ich glaube, dass Europa vor allem menschliche Beziehungen braucht.“
In der anschließenden Diskussion wurde zunächst ein Blick darauf geworfen, welche Aspekte die Arbeit der OMV und die der Caritas in Rumänien verbinden. Christine Haiden bezeichnete beide Referenten sehr treffend als Pioniere auf ihrem Gebiet.
In der Diskussion strich Gerhard Roiss mehrmals heraus, dass in Rumänien derzeit ein „Lernen am Modell“ stattfinde und dass Rumänien, um nachhaltig auf europäischer Ebene bestehen zu können den europäischen Weg gehen müsse. Für die OMV sei es nicht leicht gewesen, ein anderes System umzusetzen, um den übernommenen rumänischen Mineralölkonzern Petrom wettbewerbsfähig zu organisieren: „Es ist extrem schwierig in diesem Land, auch gute Dinge durchzusetzen.“ In mancher Hinsicht sei Rumänien „überreglementiert“, anderswo würden sinnvolle Reglements im wirtschaftlichen Sektor fehlen. Andras Marton hob auch hervor, dass gemeinsam gestartet werden muss, jedoch sollten die alten rumänischen Werte nicht komplett verloren gehen, denn sonst würden viele Menschen zu Grunde gehen.
Wortmeldungen aus dem Publikum
Im Laufe der Diskussion meldete sich auch ein Vertreter von Promente Oberösterreich zu Wort. Er betonte, dass die entstandene Dynamik durch den Anschluss an Europa eine Gefahr darstelle und dass eine Entschleunigung dringend nötig wäre. „Die Rumänische Bevölkerung braucht Zeit, durchzuschnaufen. Bei dem rasanten Tempo bleiben sowohl die kulturellen Aspekte, als auch die heimischen Produkte auf der Strecke.“ Dr. Ludwig Scharinger, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, betonte in seiner Wortmeldung, dass Europa Rumänien helfen müssen, damit das Land wirtschaften könne – dann wäre es auch möglich, ein soziales System aufzubauen. Es werde ein sehr mühsamer Weg sein, aber auch ein lohnender – insbesondere in der Landwirtschaft, weil es sehr große brachliegende Flächen gebe, die für den Raps- und Sojaanbau genützt werden könnten.
Am Ende der Diskussionsrunde zogen die Referenten noch ein allgemeines Fazit. Dabei hielt Andras Marton fest, „dass die Menschen die Erfahrung machen müssen, dass sie eigenständig etwas Gutes aufbauen können.“ Gerhard Roiss beendete die Runde mit dem Wunsch für Rumänien, möglichst bald möglichst viele Arbeitsplätze zu schaffen, damit sich auch die soziale Lage der Bevölkerung weiter bessern könne.
Ihren Ausklang fand die Veranstaltung schließlich noch mit vielen interessanten Gesprächen beim anschließenden Buffet.