'Ohne Hilfe der Caritas wären wir verhungert': Seit dem neuerlichen Beben auf Nias bringen Schiffe Lebensmittel und Medikamente ins Tsunami-Gebiet.
Nachdem die Caritas nach der Tsunami-Katastrophe auf der indonesischen Insel Nias schon die ersten Häuser aufgebaut hat, läuft nun wieder die Nothilfe auf Hochtouren: "Ohne die Hilfe der Caritas wären wir verhungert", sagt Shanti, ein junger Händler aus Gudung Sitoli, der Hauptstadt von Nias. Nach dem Beben aß er tagelang nur Trockennudeln, bevor die ersten Lebensmittel-Lieferungen die Stadt erreichten: Durch die Katastrophe hat Shanti zwei Kinder und seinen Vater verloren. Seine Frau und zwei weitere Kinder werden derzeit im Krankenhaus von Medan versorgt. Auch Kasynia hätte ohne die Essenverteilung der Caritas nicht überlebt. Helfer fanden die junge Mutter vor ihrem eingestürzten Haus fassungslos ins Leere starren und brachten sie in eine nahegelegene Pfarre. Dort bekam sie neben Nahrung und einem Dach über dem Kopf auch den dringend nötigen seelischen Beistand: Ihre Familie liegt noch unter den Trümmern begraben.
Caritas-Katastrophenhelfer Christian Zeininger war nach dem neuerlichen Beben sofort vor Ort, um die Hilfslieferungen zu organisieren. "Seit den ersten Stunden bringen wir mit gecharterten Schiffen Lebensmittel und Medikamente von der 200 km entfernten Stadt Sibolga auf Sumatra nach Nias. Bisher konnten wir 225 Tonnen Reis, Nudeln, Kekse, Speiseöl, Trockenfisch, Diesel und Medikamente verteilen", erzählt er.
Seine österreichische Kollegin Renate Korber verteilt in Gudung Sitoli unermüdlich Essen an die Beben-Opfer, die meist nur ihr nacktes Leben retten konnten. Im Süden der Insel hat die Caritas gemeinsam mit Partnerorganisationen sofort zwei Gesundheitsstationen errichtet, um die Verletzten zu versorgen. 350 Menschen wurden bisher aus den entlegenen Orten evakuiert.
Die Insel Nias liegt 125 Km westlich vor der Küste Sumatras in Indonesien und war bislang als Surferparadies bekannt. Nach dem neuerlichen Beben am Ostermontag steht die genaue Zahl der Todesopfer immer noch nicht fest. Bisher wurden insgesamt 1000 Tote geborgen. Die Versorgung ist zusammengebrochen, da das Beben die gesamte Wirtschaft lahmgelegt hat. Entlegene Dörfer und Städte sind immer noch schwer erreichbar, da die Straßen ebenfalls zerstört wurden. Schon bei der Tsunami-Katastrophe Weihnachten 2004 wurde die Insel schwer getroffen.
Nach der Nothilfe wird sich die Caritas auf Nias erneut dem Wiederaufbau widmen. Insgesamt werden 200 feste Häuser gebaut, 200 weitere repariert. Daneben setzen die Caritas-Helfer die Infrastruktur (Wasser- und Stromversorgung, Straßen) wieder instand und forsten die zerstörten Wälder auf. Zeiniger: "Unsere Hilfe braucht hier einen besonders langen Atem."